Ukraine

Die Ukraine ist ein freies Land

Larysa Osokina, 55, aus Kiew. Verheiratet, eine Tochter. Musikerin. Studierte Gesang, Chordirigieren und Klavier in Charkiw. Seit 2003 lebt sie in Rostock. Leitet drei Chöre.

Haben Sie eine Lieblingerinnerung an Ihre Heimat?

Ich muss sagen, ich mag meine Heimat. Dort ist es so: Alle Leute, die einen Mund haben singen. Es ist ein ganz musikalisches Land, genau wie Deutschland. Ich habe nie gedacht, dass es in Deutschland so viele Chöre gibt. Das ist mein Beruf und ich war einfach begeistert. So viele Chöre! Und egal in welchem Alter, die Leute kommen gerne zum Chor, sogar 80 Jährige, das ist ein Wunder für mich.

Wie kam es dazu, dass Sie nach Deutschland gekommen sind?

Das war ein Programm für jüdische Familien. Mein Mann ist halbjüdisch, väterlicherseits. Mit diesem Projekt haben wir einen Antrag gestellt bei der deutschen Botschfat in der Ukraine und dann haben wir alle Papiere bekommen.

Larysa und ihre Familie waren jüdische Kontingentsflüchtlinge.

Wieso wollten Sie fort aus der Ukraine?

Ich wollte nicht! Aber mein Mann hat gesagt, wir haben eine Tochter und wir müssen in die Zukunft schauen. Damals war uns auch klar: unser Land ist korrupt. Es tut mir Leid, aber es ist so - Korruption überall, in der Regierung in der Wirtschaft. Überall. Und jetzt kämpfen die Leute. Krieg ist Krieg, aber sie kämpfen, um diese Korruption zu vernichten. Das ist kompliziert. Ich war jedenfalls dagegen, dagegen und habe gesagt: Nein, ich werde niemals fahren. Fahr bitte allein, ich will nicht. Aber nachher habe ich überlegt: gut, vielleicht ist das meine Mission. Vielleicht muss ich das tun, für meine Tochter. Und meine Tochter ist dankbar. Jetzt, jetzt gerade hat sie das noch tiefer verstanden.

Larysas Tochter ist jetzt 23. Sie war knapp 11, als die Familie nach Deutschland zog.

Was hatten Sie für Vorstellungen von Deutschland, bevor Sie hier her gekommen sind?

Ich habe Bescheid gewusst über dieses Land, ich habe gelesen - über Schwerin, über das Schloss, über die Natur. Kiew und der Umkreis von Kiew haben die gleiche Natur wie Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt auch Mischwälder und Felder und Hügel. Die Südukraine, wo ich geboren wurde, da ist Steppe, das ist anders. Aber die Natur von Kiew ist ähnlich wie Mecklenburg-Vorpommerns. Natürlich hat Kiew kein Meer.

Und Hoffnungen oder Wünsche, hatten Sie die auch?

Nein. Gar nicht. Es war für mich eine schwere Entscheidung. Ich hatte zwei gute Arbeitsstellen. Zwei Chöre. Das war für mich eine schwere Entscheidung, aber jetzt bedauere ich sie nicht mehr.

Larysa Osokina sang in Kiew in einem großen Chor mit internationalem Renommee und in einem Kammerensemble für klassische Musik.

Nach zwei Jahren in Deutschland habe ich Frau Engel kennengelernt (Vorsitzende des Vereins Freunde der russischen Sprache). Sie hat eine Dirigentin für den russischen Chor gesucht. Ich habe gesagt: Ich habe kein Interesse. Ich bin professionelle Sängerin. Laiengesang – das ist für mich Langeweile. Aber im Nachhinein habe ich überlegt und gesagt, na gut ich versuche es. Im Chor habe ich gesagt: Mit mir werdet es ihr schwer haben, ich habe hohe Ansprüche.

Sie haben den Chor ziemlich erfolgreich gemacht.

Ja, ich leite den Chor schon 10 Jahre lang und er hat Erfolg. Natürlich kann ich alleine nichts machen, das ist eine gemeinsame Arbeit. Ich stelle Aufgaben und der Chor muss diese Aufgaben umsetzen.

Haben Sie sich hier willkommen gefühlt?

Zuerst mussten wir Deutsch lernen, ohne Sprache geht es nicht. Circa ein Jahr, ein Jahr lang habe ich nichts gehört, zwei Bananen im Ohr. Ich stehe und höre. Ich höre nichts. Wenn  jemand etwas gesagt hat, habe ich nichts verstanden. Und dann 2009 war ich mit meinem Chor in Bad Doberan im Kornhaus. Da war ein Doberaner  Seniorenchor und damals haben sie eine neue Chorleiterin gesucht, denn die derzeitige Chorleiterin war schon über 80. Sie haben mich eingeladen, denn sie hatten mich auf der Bühne gesehen. Aber ich habe wieder gezweifelt, ich habe nein gesagt, ich spreche nicht so gut Deutsch, ich kann das nicht. Dann habe ich doch gesagt: gut, ich versuche es. Aber sie haben vier Monate auch mich gewartet, auf meine Entscheidung. Vier Monate lang! Vielleicht ist das Schicksal, dachte ich, ich muss es machen. Und dann, nach und nach habe ich die musikalische Terminologie gelernt, wie war ich fleißig! (Larysa zeigt mir ein Vokabelheft, vollgeschrieben mit musikalischen Begriffen) Allmählich mit dem Chor wurde ich besser und besser im Sprechen.

Mittlerweile leitet Larysa sogar einen dritten Chor im SBZ Dierkow.

Musik – das ist mein Leben. Mein gestern heute und morgen. Obwohl ich keine professionelle Musik mache.

Welche drei Dinge mögen Sie besonders an Rostock?

Als erstes Warnemünde. Die Stadtmitte gefällt mir auch und diese uralte Geschichte der Rostocker sieben. Dieses Uralte ist immer twas Warmes für die Seele. Und, was noch? Das Klima zwischen den Leuten. Rostock ist eine internationale Stadt.

Drei Dinge, die Sie in Rostock vermissen?

Freunde natürlich, die vermisse ich. Einmal pro Jahr kann ich mich mit ihnen treffen. Echte Freunde, wahre Freunde, sie sind alle in der Ukraine geblieben.

Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Ukrainern und Deutschen?

Die Mentalität wahrscheinlich, aber es ist schwer zu sagen für mich. Wenn wir vergleichen dürfen – die Ukraine und Russland, das ist wie Tag und Nacht. Putin hat schlechte Dinge gemacht. Er hat zwei Völker zerstritten. Das hat er gut erreicht.

 Sie würden sagen, Putin will das Land spalten.

 Ja. Obwohl ich zum Teil Russin bin, hasse ich die jetzige Politik von Russland und dem Kreml. Ich verstehe  diese 80% der russischen Leute nicht, die Putin wie einen Gott verehren. Das kann ich nicht verstehen. Russland ist ein armes Land. Deutschland ist reicher, viel reicher, aber Deutsche behaupten nicht, dass Merkel eine Göttin sei. Ich verstehe nicht, warum 80% der Russen sagen, Putin ist der beste Präsident der Welt.

Haben Sie einen Zukunftswunsch für die Ukraine?

Krieg ist Krieg, das ist eine Sache. Aber es gibt so viele Oligarchen in der Ukraine, die wollen keinen Wechsel oder Veränderung im Land haben. „So ist es bequem, wir waren früher da.“ Sie haben schwarze Kassen, doppelte Buchhaltung. Die Oligarchen haben keine Steuern bezahlt, sondern alles in die eigene Tasche gesteckt. Deswegen wollen diese Leute auch keine Veränderung, aber das Volk will es. Die Oligarchie, die Korruption soll aufhören. Natürlich möchte ich eine gute Zukunft für die Ukraine! Ich sehe jetzt die jungen Leute und denke: warum sterben sie z.B. in Syrien und in der Ukraine? Sie müssten stattdessen einen Beruf lernen oder studieren, sie müssten eine Familie und ein gutes Leben haben. Dann kommt plötzlich der Krieg in der Ukraine und in Syrien - das ist eine große Tragödie.

Nachdem ich mich schon für das Gespräch bedankt habe, will Larysa beim Verabschieden noch etwas los werden. Sie erzählt davon, dass die Ukraine im Gegensatz zum Zarenreich Russland schon früh demokratisch geprägt wurde. Sie schließt mit den Worten:

Die Ukraine ist nicht wie Russland. Die Ukraine ist ein freies Land , sie ist es immer schon gewesen.


"Du Kannst dir den Geschmack nicht vorstellen!"

Koteletten nach Kiever Art

Zutaten: 4 Hähnchenschenkel (oder 500 g Gehacktes) • 1-2 Zwiebeln • Paniermehl • 4 Eier • etwas kalte  Butter • Dill • Öl zum Braten


Das Hähnchenfleisch waschen und vom Knochen trennen. Zwiebeln hacken und goldgelb anbraten. Das Hähnchenfleisch wird nun im Fleischwolf zu Hackfleisch verarbeitet. Sollte man derlei Gerät nicht zu Hause haben, kann man stattdessen auch Hackfleisch kaufen, muss dann allerdings auf den großen Vorteil der Kiewer Koteletts – den Knochen zum erleichterten Essen mit der Hand – verzichten und sich mit Messer und Gabel behelfen. Das gewonnene Hackfleisch salzen, pfeffern und mit einem Ei und den Zwiebeln vermischen.

Kalte Butter in ca. 3 cm lange und 1 cm dicke Streifen schneiden und dann in kleingeschnittenem Dill von allen Seiten wälzen. Aus der Hackmasse vier runde Fladen (ca. 10 cm groß und 3 cm dick) formen und die vom Fleisch gesäuberten Knochen einzeln rauflegen. Zum Schluss die vorbereiteten Kräuterbutter-Stücke hinzufügen, dann die Fladen mit angefeuchteten Händen zu birnenförmigen Koteletts formen.

Die Koteletts  erst in geschlagenem Ei, dann im Paniermehl wälzen, den Vorgang wiederholen, dann die Koteletts in Speiseöl frittieren. An den Hähnchenknochen einen „Serviettenkragen“ befestigen. Dazu reicht man Petersilienkartoffeln und einige Auberginenscheiben oder andere frische Salate.

Aubergine mit Adjika

Zutaten: 1 Aubergine  2 Peperoni 1 Paprika 1 Knoblauchzehe 5-7 Walnüsse 1/3 TL Salz • Speiseöl

Aubergine waschen und in ca. 0,5 cm Scheiben schneiden, dann leicht salzen und in der Schüssel ca. 30 min. liegenlassen. Scharfe Sauce „Adjika“ zum Fleisch und Gemüse zubereiten:

Peperoni, Paprika, die Knoblauchzehe, Walnüsse und Salz mit dem Fleischwolf oder Mixer zerkleinern und gut vermischen. Auberginenscheiben mit Speiseöl von beiden Seiten braten, abkühlen, mit „Adjika“ von beiden Seiten bestreichen und aufeinander legen.

Borschtsch

Zutaten: 500 g Schwein-, Rind- oder Hähnchenfleisch • 1/3 Weißkohl • 4 Kartoffeln • 1-2 Zwiebeln • 1 große Karotte • 1-2 Stk. Rote Beete • Sellerie- und Petersilienwurzel • 200 g passierte Tomaten • Salz, Pfeffer, Zucker Dill und Petersilie • saure Sahne (Dekoration)

 

Das Fleisch in Salzwasser kochen, sobald es gar ist, aus der Brühe entfernen und in mundgerechte Stücke schneiden.

Kartoffeln in Würfel schneiden und in der Fleischbrühe kochen. Derweil Zwiebeln hacken, Karotten, Sellerie-, und Petersiliewurzel in Streifen schneiden und alles in einem Topf anbraten. Rote Beete auf einer groben Reibe reiben oder in Streifen schneiden, mit 1 Prise Salz, 1 EL Zucker und Öl gemeinsam mit passierten Tomaten schmoren (ca. 30-35 Min.), dazu ein Glas Brühe oder Wasser geben. Nebenbei den Weißkohl in feine Streifen schneiden. Wenn die Kartoffeln gekocht sind, fügt man die vorbereitete Schmormasse und fein geschnittenen Weißkohl hinzu. Auch die Fleischportionsstücke dazugeben, alles zusammen noch ungefähr 10 Min. kochen lassen. Mit Salz und Pfeffer gut abschmecken. Anschließend mit Kräutern und saurer Sahne servieren.

 

Rote Bete Salat

Zutaten: 500 g Rote Bete (gekocht) • 100-150 g Trockenpflaumen • 3-4 Knoblauchzehen • 10-15 Walnüsse oder eine Handvoll Sonnenblumenkerne • Mayonnaise oder Miracel Whip

 

 Die Rote Bete reiben, die Trockenpflaumen klein schneiden und die Knoblauchzehen pressen.

 10-15 Walnüsse zerkleinern oder Sonnenblumenkerne dazuhinfügen

Delikat- Mayonnaise oder Miracel Whip mit Roter Bete, Knoblauch, Walnuss und Pflaumen miteinander vermischen.